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Darmgesundheit und Psyche


Über den Einfluss der Darmgesundheit auf die Psychische Gesundheit

Kann das Darm- Hirn dem Kopfhirn einen Streich spielen, wie kann das sein? Und vor allem: Was bedeutet das?

Was bedeutet Darm-Hirn-Achse?

Kommunizieren Darm und Gehirn tatsächlich und wenn ja, wie genau geht die Kommunikation?

Vielleicht hast du schon Ausdrücke gehört wie


«Der Darm denkt mit» oder «Der Darm ist das Tor zum Leben».


Wenn man sich mit dem Verdauungssystem zu beschäftigen beginnt, dann wird bald klar, was Gulia Enders meint, wenn sie in in ihrem Buch «Darm mit Charme» den Darm als «fabelhaftes Wesen voller Sensibilität, Verantwortung und Leistungsbereitschaft» bezeichnet.

Dass der Darm mitdenkt ist ja nicht ganz neu:

Fast jeder kennt ein schlechtes oder ein gutes Bauchgefühl, wenn es um Entscheidugen geht, die wir treffen sollten.

Wäre es sinnvoller auf seinen Bauch zu hören oder sollte man doch besser seinem auf sein Gehirn – also den Verstand- vertrauen?

Hat denn der Bauch überhaupt einen Einfluss auf unsere Gefühle, unsere Handlungen und unser Verhalten?

Ja sehr wohl!

Aber wie genau geht das denn?


Schauen wir uns die Darm - Hirn Verbindung etwas genauer an:

Wenn man sich tiefer mit dem Darm, mit all seine unglaublichen Verdauungsleistungen, die er vollbringt beschäftigt- und sich insbesondere über seine Gesunderhaltung Gedanken macht versteht man immer besser, weshalb «Schmetterlinge im Bauch» ein so angenehmes Gefühl auslösen – oder eben im Gegensatz dazu in die andere Richtung- Stress und Angst, den Darm lahmlegen oder ein schweres, träges Gefühl wie ein «Stein im Bauch» nach sich ziehen oder gar zu Schmerzen und Krämpfen führen kann.

Genau diese Verbindung zeigt auf, was man immer mehr liest: Darm und Hirn kommunizieren zusammen oder man spricht von der "Darm- Hirn Achse".

Allerdings löst sich auch dieser Begriff schon langsam wieder auf und immer mehr ist von einer "Mikrobiom- Darm- Hirn -Achse" die Rede.

Hier versuche ich möglichst einfach zu erklären, wie die Kommunikation zwischen deinem Darm und deinem Gehirn abläuft und wie sie sich gegenseitig beeinflussen:

Der Darm hat mehr Nervenzellen als das Rückenmark und so ist die Frage gar nicht so abwegig, ob der Darm unser zweites Gehirn oder sogar unser erstes sei.


Evolutionär gesehen, also aus dem Blickwinkel der Entwicklung der Menschen, ist unser Darmhirn auf jeden Fall unser erstes Gehirn- insbesondere wenn man unseren neueren Hirnteil- also unsere Grosshirnrinde betrachtet, von der aus Motivation und zielgerichtetes Handeln gesteuert wird.

Wie wir uns fühlen hat viel mit Körpergefühl zu tun


Wenn es einem «wohlig im Bauch» ist, man eine Leichtigkeit spürt oder insbesondere auch nach dem Essen ein leichtes Gefühl im Bauch hat … dann ist nicht schwer zu erkennen, dass das auf deine Energie und auch auf deine Stimmung einen grossen Einfluss hat.


Es gibt aber einen ganz bestimmten Nerven, der die Botschaft aus dem Darm auf direktem Weg ans Gehirn weiterleitet: der Vagusnerv.


Das ist unser längster Gehirnnerv und er reicht bis in die Darmwand hinein, von wo er direkt Botschaften empfangen und ans Gehirn weiterleiten kann.


Die Kommunikation geht auch vom Gehirn zum Darm, allerdings nur ca.20%, die restlichen 80% finden vom Darm zum Gehirn statt.

Der Vagusnerv gehört zum vegetativen- oder anders ausgedrückt- zum autonomen Nervensystem-also zu dem Teil des Nervensystems, der willentlich nur beschränkt beeinflusst werden kann- deshalb spricht man auch vom autonomen Nervensystem.


Dieses Nervensystem umfasst zwei Komponenten, den Sympathikus- der Teil der beim Wahrnehmen von Gefahr aktiv wird- also wenn es um Flucht oder Kampf geht- und den Parasympathikus, zu dem der Vagusnerv gehört.


Dieser Teil beinhaltet alles, was man zum Fluchtreflex nicht braucht.

Er sorgt für Entspannung, Regeneration und Verdauung.

Gerade eben auch für die Verdauung ist der Vagusnerv sehr wichtig:

Wenn wir gestresst sind, wird auch der Darm gestresst, die Verdauung wird beeinträchtigt und wir fühlen uns dann auch nicht gut.

Wie werden die Informationen genau an das Gehirn weitergeleitet?

Die Signale werden über sogenannte Nervenbotenstoffe

( Neurotransmitter) wie beispielsweise Dopamin und Serotonin übermittelt.


Diese Botenstoffe werden zu einem grossen Teil im Darm gebildet.

Diese beiden Botenstoffe sorgen dann im Gehirn dafür, wie motiviert wir sind, ob wir genug Antrieb haben Dinge anzupacken und anzugehen und ob wir in guter Stimmung und mit der nötigen Portion Gelassenheit durch den Tag gehen können.


Nebenbei erwähnt: genau hier setzen Psychopharmaka gegen an- sie sorgen dafür, dass diese Botenstoffe im Gehirn länger aktiv bleiben und wir uns so besser fühlen.

Es ist also sehr individuell, wie Darm-Hirn-Achse funktioniert und enorm stark von der Darmgesundheit und einem intakten Mikrobiom abhängig.


Bei einem gutem Mikrobiom werden genügend Serotonin und Dopamin gebildet, sofern aus der Ernährung die nötigen Baustoffe für die Bildung von Serotonin und Dopamin aufgenommen werden und diese auch gut verstoffwechselt werden können.


1. Wir brauchen die nötigen "Baustoffe" (Nährstoffe aus der Nahrung)

Serotonin und Dopamin werden aus Aminosäuren ( =in kleinste Teile zerlegte Eiweisse) aufgebaut.


Serotonin wird aus der Aminosäure L- Tryptophan, Dopamin aus der Aminosäure L- Tyrosin aufgebaut.


Diese Aminosäuren müssen wir über die Nahrung zuführen, sonst kann auch bei guter Darmflora nicht genügend Serotonin und Dopamin gebildet werden

Lebensmittel mit einem hohen Tryptophangehalt sind

· Cashewkerne

· Kürbiskerne

· Dunkle Schokolade

· Fisch

· Pilze

· Rindfleisch

· Bohnen

· Bananen

· Kakao, dunkle Schokolade ( du hast sicher schon gehört, dass dunkle Schokolade glücklich macht:))

Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Tyrosin sind :


· Alles aus dem Meer: Fische, Garnelen etc.

· Gouda, Emmentaler

· Mandeln, Walnüsse

· Eier

· Haferflocken

· Weisse Bohnen

2. Wir brauchen ein gut funktionierendes Verdauungssystem und genügend Mikronährstoffe (sogenannte Co- Faktoren)


Um diese Nahrungsmitte gut aufspalten zu können, brauchen wir genügend Magensäure. Und genau das ist oft schon der erste Stolperstein.

Menschen, die sich schlecht fühlen oder gar unter einer Depression leiden, haben oft Magenschmerzen oder leiden unter Sodbrennen.

Man nimmt dann (meist fälschlicherweidse ) an, dass sie zu viel Magensäure produzieren würden und so bekommen oft Magensäurehemmer- sogenannte Protonenpumpenhemmer.

Dadurch wird aber verhindert, dass die Eiweisse aus der Nahrung genügend aufgespalten und in ihrer kleinsten Bausteine- die Aminosäuren- zerlegt werden. Nur wenn diese Aminosäuren vorliegen, können über verschiedene Umwandlungsschritte

Serotonin oder Dopamin gebildet werden.

Was wird sonst noch benötigt?


Lass uns einen kurzen, aber "knackigen Ausflug" in die Biochemie machen:

Wir brauchen für den Zusammenbau dieser Nerven-Botenstoffe aber auch Co Faktoren damit die Prozesse, um aus den Ausganssubtanzen über verschiede Schritte zu Endprodukt - in diesem Beispiel Serotonin- zu gelangen.

Wie schon erwähnt braucht es ausreichend Magensäure, um eiweissreiche Nahrungsmittel genügend aufspalten und zerkleinern zu können, so dass die Aminosäure Tryptophan vorliegt, um für für die Serotoninbildung als Baustein dienen zu können.


Tryptophan wird dann in einem ersten Schritt umgeandelt in 5HTP (5 Hydroxy-Tryptophan) und erst daraus kann Serotonin gebildet werden.

Für diese Umwandlungsprozesse sind genügend Mikronährstoffe wie Vitamin B6, Zink, aber auch Eisen und die Aminosäure S Adenosyl- Methionin (SAMe) nötig .

Für die Umwandlung von Tyrosin in L-Dopa und dann weiter in Dopamin sind ausreichende Mengen an Eisen, Vitamin B2, Vitamin B3, B9 und B12 notwendig und die weitere Umwandlung von L-Dopa in Dopamin findet unter Mithilfe von Magnesium, Zink, Vitamin B2 und B6 statt.


Diese Prozesse sind einerseits hoch komplex und eben auch sehr störanfällig bei Mangelzuständen.

Die Voraussetzung, dass genügend Mikronährstoffe vorhanden sind ist einerseits eine genügend grosse und regelmässige Zufuhr über die Ernährung und andererseits ein gesunder Darm, da beispielsweise viele der B- Vitamine von unseren Darmbakterien selbst produziert werden.

Die wichtigste Untersuchung bei Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung ist eine Darmanalyse mit Untersuchung der Bakterienstämme, die Artenvielfalt aber auch die Entzündung und Durchlässigkeit der Darmbarriere getestet werden.


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